Taylor's Wiederaufbau de Weinguts
Beim Ausbau der Eisenbahnlinie am Douro 1884 wurden einige Weinberge von Vargellas enteignet und 1886 die Vargellas-Eisenbahnstation erbaut. Im selben Jahr erwarb der Generalunternehmer der Eisenbahn Domingos Burguets das Untere und Mittlere Vargellas, die er 1893 an Taylor’s weiterverkaufte. 1896 übernahm Taylor’s das Obere Vargellas, das damals im Besitz der Tochter der Ferreira-Gründerin Dona Antónia Ferreira, der Gräfin von Azambuja war und die drei Anwesen waren wieder vereint.
Ungeachtet des exzellenten Renommees ihrer Weine, war der Erwerb der Weingüter zu diesem Zeitpunkt ein großer Schritt für das Unternehmen, denn die Reblaus hatte verheerende Schäden angerichtet. In seinem 1899 veröffentlichten Buch über den Portweinhandel ‚Oporto Old and New’ schrieb der Historiker Charles Sellers: „1893 kauften die Herren Taylor Fladgate & Yeatman die Quinta de Vargellas, die einst berühmt für die Produktion feiner Weine, zum Zeitpunkt des Erwerbs jedoch verfallen und vernachlässigt war, in der Hoffnung, durch eine wohlüberlegte Wiederaufpflanzung der besten Weinberge, das alte Renommee der Quinta wiederherzustellen."
Zwölf Jahre später schrieb 1911 Manuel Monteiro, auch er ein bedeutender Portweinhistoriker über Vargellas: „Es ist im Besitz des bekannten und hoch beleumundeten Unternehmens Taylor Fladgate & Yeatman in Vila Nova de Gaia, die es 1893 erwarben als es völlig zerstört und in so vernachlässigtem und verwahrlostem Zustand war, dass es, trotz seiner ausgedehnten Größe nur noch vier pipes Wein produzierte! Doch die unverdrossenen Anstrengungen der Herren Taylor & Co. brachten durch gründliche und erfahrene Arbeiten, Pflügen der Böden und Abtragen der Felsen, bald die Fruchtbarkeit früherer Zeiten zurück in die kargen Böden und sorgten mit einmaliger Kühnheit und Erfolg für sein Wachstum."

Die Herkulesaufgabe, den Besitz wieder aufzubauen und Vargellas neu zu bepflanzen fiel an Frank ‚Smiler’ Yeatman, der das Unternehmen durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts führte. Die Terrassenmauern wurden repariert oder neu erbaut und Tausende neuer Rebstöcke gepflanzt. Nur besten Portweinsorten wurden gepflanzt und dabei auf amerikanische Unterlagsreben aufgepfropft. Nach und nach näherte sich die Produktion früheren Zeiten an. Aus den 4 pipes im Jahr 1893 wurden 25 im Jahr 1886, 36 im Jahr 1906, 128 im Jahr 1928 und 199 im Jahr 1956. Die Qualität war bereits 1908 so ausgezeichnet, dass die Weine der Quinta in den Taylor’s Vintage Port fließen konnten.
Franks Sohn, Dick Yeatman, der in Montpellier Weinbau studiert hatte, setzte die Entwicklung weiter fort. Um mehr über Verhalten, Charakter und Eigenschaften der klassischen Portweinreben zu erfahren, legte er in den Jahren 1927 und 1935 zwei Versuchsparzellen auf Vargellas an, die er jeweils mit nur einer einzigen traditionellen Rebsorte bepflanzte. Damit war er seiner Zeit weit voraus. Weinberge für Portwein wurden damals gewöhnlich im gemischten Satz gepflanzt und auch die Trauben zusammen gelesen. Erst ein halbes Jahrhundert später sollten sich sortenrein angelegte Weinbergsterrassen oder Rebreihen im Dourotal durchsetzen.
In den folgenden Jahren konnte das Unternehmen eine ausgedehnte Bibliothek sortenreiner Weine aufbauen, die zu Forschungszwecken in kleinen Mengen aus Yeatmans Parzellen bereitet wurden. Diese historische Sammlung von Sortenbeispielen wurde zu einer einzigartigen Quelle von Wissen über die klassischen Douro-Rebsorten.
Ab den 1970er-Jahren nahmen die Veränderungen auf Vargellas Fahrt auf. 1976 ließ der Bau eines Staudamms unterhalb der Valeira-Schlucht den Pegel des Douro deutlich ansteigen. Die nahe am Flussufer liegenden Weinberge von Vargellas wurden überflutet. Zum Ausgleich baute man einige der höher gelegenen Terrassen weiter aus. In den 1970er und 80er-Jahren unternahm der damalige Taylor’s Geschäftsführer Alistair Robertson eine umfassende Umgestaltung vieler Weinberge. Bei den Neupflanzungen nutzte er die umfassenden Erkenntnisse und Erfahrungen aus Dick Yeatmans innovativen Forschungsarbeiten, um jeder Rebsorte die für sie optimale Lage zu geben.

In den 1990er-Jahren übernahm Taylor’s die im Westen an Vargellas angrenzenden Weinberge von São Xisto (gesprochen: saoung schistuu) und begann 1993 mit der Aufpflanzung der beiden dem Weingut am nächsten gelegenen Parzellen. 1999 wurde São Xisto um ein größeres Stück Land auf insgesamt 36 Hektar erweitert. Die Quinta de Vargellas besaß damit jetzt eine Gesamtgröße von 191 Hektar. Die neu angelegten Parzellen wurden nach der vinha ao alto-Methode in vertikalen Reihen bepflanzt.
Die jüngste Weinbauentwicklung auf Vargellas war die Umstellung einiger höher gelegenen Parzellen auf ein neues nachhaltiges Anbaumodell, das Taylor’s leitender Weinbergsmanager António Magalhães gemeinsam mit dem technischen Leiter und Kellermeister David Guimaraens entwickelte. Ihr heute prämiertes Modell basiert auf der Anlage einzelner, präzise austarierter Terrassenreihen, die Umweltschäden, insbesondere die Bodenerosion verhindern, den Einsatz chemischer Mittel überflüssig machen und damit die ökonomisch wie ökologisch nachhaltige Produktion hochwertiger Portweine sicherstellen. Umweltschutz ist seit Jahren ein Hauptanliegen der Arbeit, Forschung und Entwicklung des Unternehmens, auf Vargellas ebenso wie auf seinen anderen Weingütern. Eine von vielen Maßnahmen war die Bewahrung einer harmonischen Balance von Weinbergen, Buschland und natürlichen Waldgebieten, um den Lebensraum heimischer Wildtiere zu schützen. Taylor’s schuf dazu gemeinsam mit benachbarten Weingütern ein ausgedehntes Naturschutzgebiet, in dem sich die heimischen Spezies geschützt entfalten können.
Trotz der oft radikalen technischen Fortschritte, die man auf Vargellas erzielte, war keine dieser Maßnahmen dazu angetan, die Persönlichkeit seiner Weine zu verändern. Im Gegenteil. Jedes neue Detail dient allein dazu, Wesen und Charakter der Weine zu bewahren oder verfeinern. Einige Partien des Weinguts blieben nahezu unangetastet. Wie die historischen Terrassen von Vinha Velha.

discover more