Reife & Portweinstile

Das war wohl selbst zu Vizetellys Zeiten übertrieben. Gleichwohl ist die enorme Vielfalt der Portweinstile ein ganz wesentlicher Faktor seiner hohen Anziehungskraft. Portwein gibt es für jedes Budget und jeden Anlass, von preiswerten fassgereiften Stilen für unkompliziertes Trinkvergnügen bis zum kostbaren Vintage Port für Sammler und Liebhaber. Mit seiner breiten Palette unterschiedlichster Charaktere bietet Portwein auch als Speisenbegleiter eine Fülle von Möglichkeiten – ein Facettenreichtum, mit dem nur wenige Weine konkurrieren können. 
 
Die unterschiedlichen Stile eines Portweines entstehen im Wesentlichen während ihrer Reife. Das bereits beachtliche Potenzial der jungen Weine wird durch das Verstärken noch gesteigert, sodass Portwein, ganz gleich, ob in der Flasche, im kleinen oder großen Fass sehr viel länger reifen und sich weiter entwickeln kann als die meisten anderen Weine. Doch die Dauer seiner Reife in Kombination mit der Wahl des Gebindes, in das man ihn legt, entscheidet über seinen Stil, Geschmack und Charakter. 
Während der Reife wird das anfangs feste Tannin zunehmend sanfter, die intensive Frucht des jungen Weines entwickelt sich zu reifen, nussigen Aromen und auch die Farbe verändert sich, das tiefe Rubinrot wird blasser und nimmt einen lohfarbenen Ton, das sogenannte ‘Tawny’ an. Alle Portweine machen diese Entwicklung irgendwann. Wie schnell und intensiv sich diese Wandlung vollzieht, hängt entscheidend davon ab, wie und vor allem worin man einen Portwein reifen lässt. 
 
Im Holzfass ist der Portwein permanent in Kontakt mit der Luft. Auch wenn dieser Kontakt nur minimal ist, wird sich der Wein im Fass schneller entwickeln als in der nahezu luftdicht abgeschlossenen Flasche. Doch Fass ist nicht gleich Fass. Im kleinen Fass ist die Weinoberfläche im Verhältnis zum Volumen größer als im großen Fuder und damit auch der Luftkontakt stärker. Entsprechend schneller entwickelt sich der Wein. 
 
Anhand seiner unterschiedlichen Reifemethoden lässt sich Portwein grob in zwei ‚Familien’ unterscheiden: im Holz gereifte Portweine, im Englischen kurz ‚wood ports’, die im kleinen Fass (engl. cask) oder Fuder (engl. vat) ausgebaut werden und flaschengereifte Portweine, die man bereits früh abfüllt, um sie danach lange Jahre in der Flasche zu reifen.
Die Familie der im Holz gereiften Portweine lässt sich nochmals in drei Hauptstile unterteilen:
• Stoffige, fruchtbetonte rote Portweine, die nur relativ kurze Zeit in großen Eichenholzfudern ausgebaut werden, wie Ruby Port, der gewöhnlich zwei oder drei Jahre im Fuder reift, der etwas höherwertige Reserve Port, der meist etwas länger reift sowie der Late Bottled Vintage Port, der vier bis sechs Jahre im großen Fuder verbleibt. Auch wenn sich diese Weine im Hinblick auf ihre Qualität und Finesse unterscheiden, ihnen allen gemeinsam ist die tiefe jugendlich rote Farbe und das intensive Fruchtaroma von Kirschen, Brombeeren und Schwarzen Johannisbeeren. 
• Reife, vollmundige Aged Tawny Ports, die in kleinen Eichenfässern ausgebaut werden, sind z.B. die üppigen 10, 20, 30 und 40 Jahre alten Tawnys mit ihren köstlich nussigen Aromen von Karamell und feinem Eichenholz, die sich über die vielen Jahre ihrer Fassreife immer weiter intensivieren. In seinen Lodges in Vila Nova de Gaia besitzt Taylor’s mit die größten Bestände solcher Aged Tawny Ports und kann damit die gesamte Palette aller Alters- und Reifeklassen anbieten.
 
• White Ports, die aus den klassischen weißen Portweintrauben bereitet und gewöhnlich zwei bis drei Jahre in großen Eichenholzfudern gereift werden, bilden die dritte Gruppe der fassgereiften Portweine. Es gibt süße und trockene Stile. Der erste trockene White Port im Handel war 1934 Taylor’s Chip Dry – bis heute einer der bekanntesten weißen Portweine überhaupt.
Die Familie der flaschengereiften Portweine ist deutlich kleiner. Sie besteht im Wesentlichen aus den Vintage Ports sowie aus der kleinen Kategorie der Crusted Ports. 
 
• Vintage Port wird aus Weinen eines einzelnen, herausragenden Jahres bereitet und steht damit für das absolut Beste dieses Jahrgangs. Er wird nur rund zwei Jahre im großen Fuder ausgebaut und dann auf die Flasche gefüllt, um hier viele Jahre zu reifen. Vintage Ports sind die strukturiertesten, kraftvollsten Portweine. Obwohl sie sich bereits in jungen Jahren wunderschön genießen lassen, zählen sie zu den langlebigsten Weinen überhaupt, die sich über Jahrzehnte immer feiner und subtiler weiterentwickeln. Insbesondere Taylor’s Vintage Ports sind für ihr enormes Reifepotenzial berühmt.   
• Crusted Ports stammen nicht aus einem einzigen Jahrgang. Doch sie reifen, wie Vintage Port, in der Flasche. Weil sie ebenfalls unfiltriert abgefüllt werden, entwickeln sie im Verlauf der Reife ein natürliches Depot, engl. ‚crust’, das ihnen den Namen gab.